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Ibiza-Stadt

Editorial von Dieter Abholte: Wie ich es sehe…

Liebe Leser,

Dieter Abholte

manchmal ist es gut, wenn man von außen her mal wieder darauf gestoßen wird, wie schön, aufregend und einmalig Ibiza und Formentera sind. Für uns, die wir hier leben, ist vieles selbstverständlich geworden. Das Meer, der blaue Himmel, der Zauber der Altstadt, die fröhlichen Menschen, die Toleranz… Wir bekommen schon schlechte Laune, wenn mal einen Tag dunkle Wolken über den Himmel ziehen. Oder stöhnen genervt – wie an diesem Wochenende –, wenn es 30 Grad heiß wird. So ist das nun mal im Sommer auf den Inseln. Und wegen Sonne, Meer und Menschen leben wir hier.

Für mich als Journalist trifft das besonders zu. Ich bin – und das ist oberstes Gebot des Journalismus, wie ich ihn verstehe – eher kritischer Beobachter als schnell zu begeistern. Ich sehe nicht nur die Sonne – sondern auch den Schatten. Und schreibe über das, was nicht so toll, was manchmal gar unerträglich ist auf unseren Inseln. Leser, die meine Editorials regelmäßig lesen, kennen meine kritische Seite. Und wenn ich an Themen wie Wohnungsnot, teure Preise, Umweltbelastung, Massen-Tourismus und skrupellose Vermieter denke, überschattet das nicht selten die wirklich schönen Seiten der Insel.

Jetzt habe ich für ein paar Tage Freunde aus Hamburg auf der Insel. Sie wohnen bei anderen Freunden in einer zauberhaften Wohnung in der Festungsstadt, inmitten der mittelalterlichen Mauern, mit Blick auf die Dächer der Stadt und den Hafen. Und sie landeten schon am ersten Abend im prallen Ibiza-Leben – auf der bunten und schrillen Pride-Party, wo Schwule, Lesben und Normalos Toleranz fordern und feiern. Erste WhatsApp-Nachricht nebst Video der Freunde nach Mitternacht, die mitgefeiert hatten: „Ordentlich viel getanzt, herrlich, es ist wunderbar hier.“

Am nächsten Tag war unser IbizaHEUTE-Feinschmecker-Treff im Restaurant Casa Colonial. Die Freunde waren dabei – und begeistert von den Weinen, dem Menü, den anderen Gästen. Am nächsten Tag sah ihr Programm so aus: Las Dalias Markt, Santa Eulària, Santa Gertrudis mit der Schinkenbar. Wieder eine Nachricht an mich: „Es ist ein Traum hier, die Insel hat mich in ihren Fängen.“ Begeisterung pur. Und die Freunde sind keine, die schnell zu begeistern sind und gleich los schwärmen. Eher das Gegenteil – Hamburger eben. Ihre Begeisterung über Ibiza ist echt, und wenn sie sagen: „Die Insel hat mich gefangen, ich komme wieder …“, dann ist das so.

Jetzt haben sie zwar die Highlights wie die Festungsstadt und das bunte Leben auf dem Markt von Las Dalias erlebt, auch Santa Eulària und Santa Gertrudis. Wie werden Sie erst fasziniert sein von dem anderen Ibiza, das ich so liebe? Von den kleinen Dörfern wie Sant Juan und Santa Agnès mit den trutzigen Kirchen. Von der fast unberührten Natur im Norden der Insel. Von den Sonnenuntergängen über den Salinen. Von den stillen Stränden am frühen Morgen. Vom Duft der Pinien nach einem Regen, vom Sternenhimmel in der Nacht … Ich könnte diese Liste weiter fortführen. Und das alles wird noch intensiver, wenn man es zu zweit erlebt, mit Menschen, die einem ganz nahe sind.

Die Reaktion der Freunde hat mir ein Stück Ibiza zurückgegeben, das durch die Probleme der Insel, die ich in meinem Beruf sehe, ein wenig verschüttet war. Natürlich sind diese Probleme nicht verschwunden, sondern weiter präsent: der bisher unbegrenzte Tourismus, die oft unverschämt hohen Preise, die Not der Menschen, die keine bezahlbare Wohnung finden, der Nepp in manchen Restaurants… Nicht zuletzt entstanden durch Versäumnisse oder Fehlentscheidungen der Politik. Aber da stehen Ibiza und Formentera nicht alleine da, wenn ich an Deutschland denke.

Aber sind die Probleme es wert, dass man die Schönheit und Einmaligkeit der Insel vergisst? Ich denke: Nein! Und wenn ich an die USA unter Trump denke, an den Krieg in der Ukraine, an die Drohgebärden Putins gegen Europa, an die Kriege im Nahen Osten, dann ist unser kleines Ibiza einer der friedlichsten und dazu schönsten Orte der Welt. Und verzeihen Sie mir, wenn ich den Satz unseres Freundes und Fotografen Sven Oliver Puch einmal mehr zitiere: „Jeden Morgen, wenn ich aufwache, bin ich dankbar, dass ich in diesem Paradies leben darf.“

Ich denke, das sind gute Schlusssätze für mein Editorial. Ich wünsche Ihnen – und auch meinen Hamburger Freunden – einen schönen Sonntag und einen guten Start in die Woche. Und wenn Sie nicht auf den Inseln sind, bringen wir Ihnen ja jeden Tag mit unseren Online-Berichten Ibiza und Formentera nah…

Herzlichst, Ihr Dieter Abholte



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