Ibiza: Deutsche Investoren setzen Familien auf die Straße
Protest in Santa Eulària in der Calle del Sol 1. Dort leben viele Familien seit Jahrzehnten. Jetzt demonstrieren sie vor dem Haus und hängen Transparente an den Balkon. Ihre Mietverträge werden nicht verlängert, im Oktober sollen die ersten das Gebäude verlassen müssen. Das Rathaus prüft, ob manche der Mieter besonderen Schutz genießen, weil sie krank oder minderjährig sind. In diesem Fall würde die Stadt finanziell helfen, die Kündigungen selbst kann sie nicht aufhalten.
Grund für die Kündigungen ist der Verkauf des Wohnhauses an einen deutschen Immobilienfonds vor einem Jahr, wie die Tageszeitung „Periódico de Ibiza y Formentera“ berichtet. Die neuen Besitzer wollen das Gebäude renovieren und viele kleine Wohnungen schaffen, die dann gewinnbringend an Touristen vermietet werden. Diese Geschäftspraktiken mehren das Vermögen der Fonds, aber für die Bevölkerung sind sie fatal. Nicht nur, dass sie keine Wohnungen finden oder nach 40 Jahren ihr Heim verlassen müssen, sondern die Orte sind in Winter auch ohne Leben, wenn immer mehr Gebäude nur sporadisch genutzt werden.
Langfristig vermietete Wohnungen in Touristenunterkünfte umzuwndeln verschärft das immense Wohnraumproblem auf Ibiza. Vermutlich verlieren allein in diesem Haus 16 Familien ihre Bleibe. Dass dahinter eine deutsche Firma steckt, schafft zusätzlich böses Blut und kann leicht zur Skepsis oder gar zum Hass gegenüber aller Deutschen führen.